Digitalisierung und Design Thinking
Digitalisierung im Handwerk/Mittelstand - Erfolgsfaktoren und Herangehensweise

Was uns umtreibt. Was uns antreibt.

von Matthias Weinhold (zertifizierter Srcum Master & Design Thinking Coach)

geschrieben am 01.06.2017

Als Software-Entwickler und CTO einer IT-Agentur habe ich mich mit meinen Kunden in den letzten Jahren häufig mit dem Thema "Wir digitalisieren unser Unternehmen" auseinandergesetzt. Fragte ich nach den Gründen für den Wunsch nach Digitalisierung, lauteten die Antworten häufig: "Wir zahlen zu hohe Lizenzkosten für unsere Software", "Wir müssen bestimmte Prozessschritte manuell durchführen" oder "Wir brauchen eine neue Webseite/Online-Shop". Was diese Anworten zeigen, ist das Digitalisierung als das Herausgreifen eines einzelnen Problems begriffen wird, das mit Technik lösbar erscheint. Gerade in mittelständischen Unternehmen ist das ein Standard-Ansatz. 

Warum ist das ein problematischer Ansatz?

Bei einem solchen Vorgehen werden häufig vordergründig auffällige Kostenfaktoren oder Medienbrüche als Aufhänger genutzt, um das Unternehmen voranzubringen und auf der Höhe der Zeit digital zu sein. Übersehen wird dabei die eingentliche Komplexität der Digitalisierung und ihre Kraft zur Disruption. Deswegen greifen Digitalisierungprozesse wie die oben skizzierten oft zu kurz. Sie sind vergleichbar mit einem "Werkeln an den Symptomen" und bekommen die Ursachen faktisch nicht in den Blick. Sie sind dann ein Selbstzweck, ohne übergeordnete Strategie.

Ursachenanalyse ist gemeinsame Prozessanalyse

Diese Probleme sind ein guter Marker für Potenziale der Digitalisierung eines Unternehmens, wenn die richtigen Schlüsse daraus gezogen werden, die sich am Ende jenseits pragmatischen "Reagierens" bewegen.
Wichtig ist, dass allen Beteiligten klar ist: Digitalisierung ist kein Prozess einer einzelnen Abteilung, vielmehr ist es ein Prozess der das Unternehmen im Ganzen betrifft. Deswegen sollten alle relevanten Stakeholder im Unternehmen beteiligt werden. Da die Digitalisierung des Unternehmens unter Umständen den Kern seiner Existenz betreffen kann, ist es von enormer Bedeutung das  sich die Geschäftsführung aktiv in diesen Prozess einbringt. Im Idealfall wird dieser Prozess durch die Geschäftsführung initiert und maßgeblich mit Konsequenz vorangebracht.
Und: In einem ernsthaft betriebenen Digitalisierungsprozess ist die technische Machbarkeit nicht das erste Moment. Vielmehr sollte am Anfang eine Potenzialanalyse durchgeführt werden, bei der zunächst technische Themen im Hintergrund sind und bei der es darum geht, die Prozesse zu identifizieren, die im Unternehmen ineffizient ablaufen und digitalisiert werden können. 

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