Digitalisierung und Design Thinking
Kontext Digitalisierung: Resilienzaspekte des Design Thinking

Was uns umtreibt. Was uns antreibt.

von Dr. Gerhard Wild (Innovationsberater)

geschrieben am 07.07.2017

VUCA dient gelegentlich als Kurzformel für die Summe der Zumutungen der digitalen Arbeitswelt: Volatility, Uncertainly, Complexity und Ambiguity. Diese vier Eigenschaften beschreiben plausibel und nachvollziehbar die moderne Netzwerksökonomie als strukturelle Paradigmen sowie als Erlebnisqualitäten der Arbeitswelt. In Summe ist sie hoch dynamisch und wenig verlässlich.

Was bedeutet in dieser Arbeits- und Erlebniswelt Resilienz? Überleben, also lernen. Lernen mit Schwankungen, Unsicherheiten, Komplexitäten und Mehrdeutigkeiten im Arbeitskontext umzugehen und einen Weg zu finden. In der Tat keine einfache Anforderung. Die genannten Erlebnisqualitäten verstärken eher das Gefühl äußeren Kräften ausgesetzt oder gar ausgeliefert zu sein. Gut qualifizierte Mitarbeiter betrifft das in besonderem Maße. Dazu ein Zitat eines Ingenieurs, der in einem großen deutschen Technologie-Konzerns arbeitet:

„Ich fühle mich als Rad im Getriebe. Was der Vorstand mit dem Konzern plant, höre ich häufig erst in den Wirtschaftsnachrichten. Im Unternehmen redet ja keiner mit uns. Nur manchmal, eher selten.“

Die täglich Flut an E-Mails, diversen adhoc-Entscheidungen von Vorgesetzten aber auch nicht umsetzbare Zielvereinbarungen im Team oder Projektziele treiben das Gefühl auf die Spitze, in einer ungeschützen Umgebung ohne entscheidende Gestaltungsmöglichkeiten zu arbeiten. Nicht selten begleitet die Arbeit zudem ein Wertkonflikt. Äußerungen wie die Folgende sind beispielhaft:

„Nun wurde mir die Leitung eines Projekts aufgetragen, an dessen Abschluss ziemlich sicher das Ergebnis steht, dass mindestens die Hälfte der Mitarbeiter der Abteilung überflüssig wird.“

Die eigene Handlungssouveränität wird herausgefordert. Vier Schlüsselfaktoren der Resilienz, Improvisation, Intuition, Selbstbewusstsein und Selbswirksamkeit, helfen dabei sie zurück zu gewinnen. Interessanterweise und doch etwas überraschend, auch Design Thinking Prozesse bedienen diese Aspekte. Zum Beispiel, wenn die Problemstellung durch empathisches Verstehen erkundet wird. Empathie ist keine akademische Disziplin (wie Informatik oder Medizin), Empathie basiert auf der menschlichen Fähigkeit der emotionalen Perspektivenübernahme.

Die Teilnehmenden eines Design Thinking Workshops erleben insbesonders in den Phasen des Verstehens und der Ideenentwicklung ihre Wirksamkeit und ihren Selbstwert jenseits erworbener Leistungskompetenzen dank Ihrer Empathie, Intuition und Improvisationsgabe. Der Design Thinking Prozess eröffnet demnach Räume, in denen sich die Teilnehmenden als Handelnde und Gestaltende erleben und erpoben. Am Ende steht ein Ergebnis, das die einleitende Fragestellung einer Antwort näher bringt, und die nachhaltige Erfahrung der Selbstwirksamkeit.

Am Ende des Design Thinking Prozesses steht ein faszinierendes Ergebnis, die nachhaltige Erfahrung der Selbstwirksamkeit, das Gefühl vitaler Kreativität und die gestärkte Resilienz der Teilnehmenden.


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